Restauration Murena - Teil 21

Na klasse! Bedingt durch den Besitzerwechsel daer Halle muß Thomas raus - und für mich bedeutet das, daß die Kiste so schnell wie möglich fahrbereit sein muß! Am besten mit TÜV.
Also werden erst mal sämtliche kosmetischen Operationen im Innenraum und im Kofferraum auf Eis gelegt und sich um die wichtigen Dinge gekümmert.
Die originalen Wischerarme waren stark unterrostet und beim Schleifen war festzustellen, daß der Stahl von lausiger Qualität war, also kurzerhand wieder mal in die BMW-Kiste gegriffen und E-30-Arme montiert. Die sind zwar etwas kürzer, aber mit geeigneten Blättern hat man hinterher sogar mehr Wischfläche. Damit wäre das Thema Wischer gegessen.
Blieben als Hauptproblem die Bremsen, die total festsitzen.
Die Vorderbremsen waren kein Problem. Hier mußten lediglich die Gleitkeile herausgezogen werden und nach dem Entrosten mit Kupferpaste behandelt werden. Schon schwammen die Sättel wieder und nichts blockierte.
Das dicke Ei waren die hinteren Sättel! Die Kolben saßen bombenfest.
Im Werkstatthandbuch steht zwar eine Menge, auch über die Überholung, nur wird da etwas verschwiegen. Bedingt durch die Idiotische Materialpaarung von Gußeisen (Bremsjoch) und Leichtmetallguß (Zylinder) entsteht Kontaktkorrosion, die ab einem gewissen Stadium den Zylinder zusammenpresst und so den Kolben blockiert.
Dieses Problem ist eigentlich hinreichend bekannt und auch im deutschen Matra-Forum schon angesprochen worden. Nur wie man die beiden Teile trennt, scheint ein wohlgehütetes Geheimnis zu sein.
Da wird von einem speziellen Spreizwerkzeug gemunkelt. Ähem, Guß spreizen? Das ist ja wohl eine Nebelkerze. Guß ist so spröde, daß er entweder bricht, oder irreparabel verzogen wird!
Die Lösung mußte anders lauten.
Und tatsächlich - wenn der Sattel, wie der gezeigte nicht schon durch die falschen Hände gegangen ist - findet sich am Joch eine etwa 4mm starke Bohrung.
Hinter diesem Loch sitzt ein Federbolzen, der ein Verschieben des Zylinders im Joch verhindern soll! Da dieser (ebenfalls Stahl) in aller Regel auch festgerostet ist, empfielt sich eine Vorbehandlung mit Röstlöser und dann der Einsatz eines Durchschägers. Wenn der Dorn zurückgesetzt ist, ist der Zylinder prakisch entriegelt und kann vom Joch getrennt werden.
Im schlimmsten Fall sitzt dann der Bolzen fest und muß, nachdem man ein M3-Gewinde in ihn gechnitten hat, mit einer Schraube herausgezogen werden.
Das ist das ganze Geheinmis!
Bei den hier gezeigten Esemble (übrigens als überholt bei einem namhaften Händler gekauft) verhielt es sich etwas anders. Darum wirkt die blau markierte Bohrung auch so groß. Irgend ein ganz Schlauer hat den Bolzen komplett ausgebohrt und eine Madenschraube eingesetzt! Ganz klasse! Diese war so festgerostet, daß hier nur noch ein erneutes Ausbohren half, dennoch ist der Zylinder praktisch Schrott, da die Kontaktkorrosion den Zylinder an der Stelle, wo die Schraube saß förmlich gesprengt hat.
Da ist es doch hilfreich, wenn man noch ein paar originale in Reserve hat.
Dennoch haben wir an dem abgebildeten Exemplar etwas Weitergearbeitet unter dem Motto "Jugend forscht".
Sobald beide Teile getrennt waren, ließ sich der Zylinder ganz einfach herausschrauben. Klar, der Pressdruck war ja weg. Und siehe da, bis auf eine ganz kleine Pittingstelle war der Kolben von der Oberfläche her top in Ordnung!
Das Blockieren war also tatsächlich ganz und gar durch den Druck der Oxidschicht verursacht und läßt den Schluß zu, das eine Überholung der Hinterradbremsen nur Sinn macht, wenn Joch und Zylinder getrennt werden, da ansonsten die eigentliche Ursache ja bestehen bleibt.
Nachdem die Funktionsfläche gereinigt und mit Kupferpaste behandelt war, ließen sich beide Baugruppen wieder saugend ganz ohne Kraftanstrengung zusammenschieben. So scheint es angeraten, um Gewaltaktionen künftig zu vermeiden, spätestens alle zwei Jahre diese Prozedur zu wiederholen. Dabei muß dann noch nicht einmal Bremsflüssigkeit abgelassen und entlüftet werden, da das Joch - nach entferen der Gleitkeile - so herausgenommen werden kann und der Bolzen dann auch ohne Gewalt entriegelt werden kann.
Wenn man sich überlegt, das bei dieser Pflegemaßnahme pro Bremssattel höchstens 40 Minuten anfallen, eine Überholung mit allem Trara locker ein paar Stündchen dauert - vom Material ganz zu schweigen - macht so eine Maßnahme jährlich Sinn. Zumal ein kritischer Blick auf die Bremsmanschette nicht schaden kann.
Jetzt läßt sich die Kiste wieder mit einer Hand schieben, vorher kamen drei Mann ins Keuchen.
Schieben???
Die Muräne muß ja in ihr neues Domnizil!
FAHREN! Also kurz die Scheiben sauber gemacht, eine neue Batterie reingepackt, die Elektrik grob überprüft (man will ja mit seit über einem Jahr abgelaufenen TÜV nicht negativ auffallen) und dann orgeln bis der Motor anspringt. Jawoll, da isser ja! Zwar mit schwankenden Leerlauf aber er läuft!
Ja und dann ab durch den Feierabendverkehr in´s neue Heim.
Was jetzt noch ansteht ist Kosmetik :-)



Stand: 28.08.2005 - Fortsetzung folgt

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